Nicht allein Zeitzeugin

Nicht allein Zeitzeugin

Um einen Menschen zu würdigen, muss man nicht dessen Denken und Handeln teilen. Dann aber gebührt es der Respekt, darauf hinzuweisen. Das gilt insbesondere gegenüber Verstorbenen, denn deren möglicher Einwand kann nicht mehr von ihnen selbst eingebracht werden. Deshalb muss er von denen mitgedacht und mitgesagt werden, die jemanden würdigen wollen.  Weil das oft nicht geschieht, ist die sprichwörtliche Redeweise entstanden, dass nirgendwo so viel gelogen werde wie bei einer Beerdigung. Im weniger drastischen Fall wird es nur schleimig.

Auf den Tod von Esther Bejarano haben viele Menschen reagiert, indem sie deutlich gemacht haben, was diese Frau für sie bedeutet und was ihnen mit ihrem Tod fehlen wird. So auch zahlreiche Hamburger Politiker:innen. Dabei wird ein Satz nahezu unisono verwendet, wie beispielsweise hier: „Ihre Stimme wird schmerzlich fehlen… Aber ihre Botschaft wird hoffentlich noch lange nachklingen und gehört werden.“ (Brosda)  Oder Fegebank:  „Ihre unerschütterliche Stimme gegen Rassismus und Antisemitismus werden wir schmerzlich vermissen.“ Vom so geäußerten Schmerz war allerdings nicht viel zu spüren, als Esther Bejarano noch lebte und sich in den letzten Jahren gegenüber dem Senat vergeblich für erinnerungspolitische Akzente einsetzte. So wäre es Esther Bejarano gegenüber fair gewesen, posthum jedenfalls anklingen zu lassen, dass sie in manchem, z. B. beim Stadthaus, in scharfem Widerspruch zu dem stand, wie der Hamburger Senat seine Erinnerungspolitik zur Nazizeit gestaltet und dabei ihre Stimme, deren Verstummen er jetzt so betrauert, überhörte. Sehr „mahnen“ an die „immerwährende Aufgabe“ ließ sich der Senat da nämlich nicht. Ulrich Hentschel greift das in diesem Kommentar für die Hamburger Morgenpost auf.

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