Kühne Geldwäsche

Kühne Geldwäsche

Im Altonaer Theater lief gerade eine sehenswerte Inszenierung des „Tagebuch der Anne Frank“. In einer Szene wird die Familie Frank von einem Freund darüber informiert, dass gerade ihr gesamtes Hab und Gut aus ihrem Haus abgeholt worden sei. Heute wissen wir: Es ist sehr wahrscheinlich, dass all ihr Eigentum damals auf Lastwagen verladen wurde, auf denen als Name der Spedition „Kühne“ zu lesen war.

Das ist deswegen wichtig, weil in diesen Tagen der Name Kühne durch alle Hamburger Medien ging: Der Sohn des damaligen Spediteurs, Klaus-Michael Kühne, schenkt der Stadt Hamburg eine neue Oper. Ob die Stadt das „Geschenk“ annimmt, muss zwar noch von der Bürgerschaft beschlossen werden, aber die Begeisterung insbesondere bei SPD und Grünen ist groß, in der Tonalität fast überbordend.

Nun ist Kühne in Hamburg kein Unbekannter. „Man“ weiß, dass das Vermögen, aus dem Klaus Michael Kühne sein Geschenk finanziert, in seinem ursprünglichen Kern auf den Gewinnen basiert, die sein Vater Alfred durch die Ausplünderung von Jüdinnen und Juden erzielte. Alfred Kühne machte lukrative Gewinne mit dem Transport von Möbeln und dem Eigentum jüdischer Familien, die in den KZs ermordet wurden, vor allem aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden nach Deutschland. Zudem hatte Alfred Kühne seinen jüdischen Teilhaber in Bremen aus der Firma verdrängt.

Spätestens mit der im September 2024 in Vanity Fair veröffentlichten Abhandlung über die Herkunft des Reichtums von Klaus-Michael Kühne ist das alles kein Geheimwissen mehr. Das Magazin JACOBIN übernahm diesen Beitrag in deutscher SpracheAuch in diesem Blog schrieben wir schon mehrfach darüber.

Klaus Michael Kühne hat sich nie von seinem Vater und dessen gewinnträchtiger Kooperation mit den Nazis distanziert. Hartnäckig verweigert er auch die unabhängige historische Untersuchung dieser Geschichte. Als reichster Mann Deutschlands gehört er damit zu den Menschen, die sich inständig weigern, Verantwortung für die historische Schuld zu übernehmen.

Bei all dem Getöse, dass der Hamburger Kultursenator sonst gern um die Gedenkkultur in dieser Stadt macht, hätte man „eigentlich“ erwarten können, dass die Verantwortlichen der Stadt, an die sich Kühne mit seinem Anliegen gewendet hat, solch ein Angebot entschieden ablehnen, zumindest solange, wie Kühne sich weigert, die Geschichte seines Unternehmens untersuchen zu lassen. Aber was heißt schon „eigentlich“ angesichts von mehreren Hundert Millionen Euro „Geschenk“ für ein Prestigeprojekt? Jedenfalls scheint dieser Betrag groß genug zu sein, um jedes Schamgefühl wegdrücken zu wollen. Stattdessen gibt es bei den Verantwortlichen im rot-grünen Senat nur Jubel. Das viele Geld lässt bei ihnen offenkundig auch alle Erkenntnis abperlen wie der Sekt, der – so ist angesichts der Lob- und Dankbezeugungen zu vermuten – nach der notariellen Beurkundung des Geschenks getrunken wurde. Zum Fremdschämen.

 

 

 

 

 

 

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