Versandet …

Versandet …

Es gibt Formen des Scheiterns, die eine Gesellschaft nicht so ohne Weiteres akzeptieren sollte. Das gilt insbesondere dann, wenn frühzeitige Anzeichen dafür schlicht ignoriert oder aus politischen Gründen bewusst übergangen wurden. Aktuell hat die Stadt Hamburg in dieser Hinsicht mit dem sog. “Elbtower” zu tun. Dieses genauso gigantische wie hässliche Bauvorhaben ist in den Strudel der insolventen Signa-Gruppe geraten. In der SZ war jüngst davon zu lesen, dass René Benko an den Kontakten zu den Hamburger Bürgermeistern gelegen war. Es ist davon auszugehen, dass die Öffentlichkeit über die Hintergründe des gesamten Vorhabens und der sich jetzt abzeichnenden Probleme eher schlecht informiert ist. Umso interessanter, wer sich schon jetzt mit einer Kritik aus den Büschen wagt und darauf verweist, sie auch schon früher geäußert zu haben. Noch interessanter, wenn es Parteigänger desjenigen Sozialdemokraten sind, der es einst bewusst darauf anlegte, mit diesem Vorhaben namentlich in Verbindung gebracht zu werden. Seitdem wird vom “Scholz-Tower” geredet – das sollte man sich merken, auch vor dem Hintergrund der schon jetzt auftauchenden Frage, was das Ganze die Gesellschaft kosten wird.

Dieser Vorgang erinnert an ein weitaus folgenreicheres Geschehen, nämlich die Elbvertiefung. Manfred Braasch, langjähriger Geschäftsführer des Hamburger BUND und darüber auch unmittelbar Beteiligter an dem jahrelangen Streit um dieses Politikum, hat jüngst in einem sehr lesenswerten Beitrag für die Zeitschrift Lunapark21 die Auseinandersetzung nachgezeichnet.

Nach der Lektüre fragt man sich noch mehr als schon in den Jahren zuvor, wie es sein kann, dass nie die Frage gestellt wird, wer letztlich dafür die politische Verantwortung übernimmt. Das erweckt den falschen und fatalen Eindruck eines schicksalhaften Geschehens, an dem nun mal nichts zu ändern sei. Das kreiert das tieferliegende Problem, dass die Verweigerung der Aufarbeitung des Scheiterns zur Wiederholung einlädt – nicht nur das Holstenquartier lässt grüßen.

Abschließend eine kleine Randbemerkung: Es mag knappe 10 Jahre her sein, dass sich auch in Hamburg ein kleiner Arbeitskreis, bestehend aus Umweltorganisationen, Gewerkschaft und Kirchen, um die lokale Umsetzung der “Großen Transformation” kümmern wollte. Als ein Ansatzpunkt dafür wurde aus der Runde die Hafenpolitik vorgeschlagen. Seitens führender Vertreter*innen der Gewerkschaften und Kirche wurde das geradezu tabuisiert und nicht einmal diskutiert. Diese Gebundenheit und Selbstbindung an den Mainstream bleibt nicht folgenlos. Immer offener, zuletzt auch sehr lesenswert im Hamburger Abendblatt, wird darüber nachgedacht, wie nachteilig sich die Verweigerung notwendiger Einsichten auswirkt. Wer diese Verweigerung wider besseren Wissens mitbetrieben hat, darf sich über Relevanzverlust weder wundern noch beschweren.

Bildquellen

  • mouth-of-the-elbe-river-4131348_1280: Bild von Erich Westendarp auf Pixabay
  • boje-2681612_1920: Bild von tzevena auf Pixabay

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